Königinnenzucht im weiselrichtigen Volk (nach PIANA)
Auf dieser Seite stelle ich Ihnen ausführlich die Pflegemethode im weiselrichtigen Volk vor.
Eine Aufzuchtmethode aus Italien
Diese Aufzuchtmethode geht auf einen der ehemals größten Königinnenzüchter Europas, Giulio PIANA (Castel San Pietro bei Bologna, Italien) zurück. In Italien wurde für diese Methode mit Dadant Lagerbeuten gearbeitet. In unserem Betrieb werden für diese Form der Aufzucht unsere Zanderkästen mit je 9 Waben im Kaltbau verwendet. Wir teilen den zweiräumigen Brutraum in einen unteren Brutraum, in dem sich die Königin befindet und in den oberen Brutraum, der mit einem Absperrgitter von dem unteren getrennt wird. In diesen oberen Brutraum wird der Zuchtstoff gegeben. Entscheidend ist ein Flugloch im oberen Brutraum, welches wir in der Größe eines Korkens in die Zarge gebohrt haben.
Der Aufbau des Volkes
- Allgemeine Voraussetzungen: gesundes, überdurchschnittlich starkes Wirtschaftsvolk
- Unterer Brutraum: 9 Waben Zandermaß; von außen nach innen: Pollenwabe, sechs Brutwaben, Drohnenrahmen, Futterwabe + Königin
- Oberer Brutraum: 8 Waben Zandermaß + Zuchtrahmen; Bei Tracht (vor allem während der Rapstracht): je nach Bedarf ein bis zwei Honigräume (über den beiden Bruträumen ohne weiteres Absperrgitter)
Vorbereitung des Pflegevolkes
Zur Vorbereitung der ersten Zuchtstoffgabe werden mindestens zwei, besser vier Brutwaben von dem unteren in den oberen Brutraum umgehängt. Entscheidend ist hierbei, dass sich in der Mitte, also rechts und links von dem Zuchtrahmen, jeweils eine offene Brutwabe befindet. Diese offenen Brutwaben ziehen Ammenbienen in die Nähe des Zuchtrahmens.
Im unteren Brutraum werden an die Stelle der fehlenden Waben Leerwaben gegeben, um somit der Königin wieder Platz zum Stiften zu geben. Die vorhandenen Brutwaben werden zusammengeschoben und die Leerwaben jeweils an den Rand des Brutnestes ergänzt. Überschüssige Honigwaben können entnommen oder in einem Honigraum (an 3. Stelle) gesammelt werden. Diese Vorbereitung sollte einen Tag vor Zuchtstoffgabe durchgeführt werden.
Der Beginn der Pflege ist für den Erfolg entscheidend. Wir starten relativ früh mit der Pflege der Weiselzellen – zu Beginn der Rapsblüte (etwa 20. April). Wird zu spät gestartet (nach der Rapsblüte), kann es sein, dass die Völker nicht mehr zur Pflege gebracht werden können. Die Völker benötigen meistens eine bis zwei Serien, um in den Pflegemodus zu gelangen. Diese Serien werden etwas schlechter angenommen. Anschließend liegt die Annahme jedoch bei 80-100%.
Die Zuchtstoffgabe
Für die Zuchtstoffgabe der Königinnenzucht verwenden wir das Nicot Zuchtsystem. Belarvt werden die Näpfchen mit dem chinesischen Umlarvlöffel, der ein wesentlich einfacheres und schnelleres Handling als andere Umlarvnadeln hat. Durch die bewegliche Zunge des Umlarvlöffels wird zudem etwas Weiselfuttersaft aus der Zelle der Arbeiterinnenlarve in die Weiselzelle mitgenommen. Dieses Verfahren kommt somit dem feuchten Umlarven gleich und reduziert die Gefahr des Austrocknens der Larve.
Die Völker werden für die Königinnenzucht mit 14-28 Zellen belarvt, für die Gelée Royale Gewinnung mit 30-90 Zellen.
Die Dauerzucht im weiselrichtigen Volk
Mit dieser Methode arbeiten wir von Beginn der Rapsblüte bis zum Ende der Zuchtsaison Mitte/Ende Juli. Einmal wöchentlich während der Rapsblüte bzw. im Zwei-Wochen-Rhythmus nach der Rapsblüte müssen die Völker durchgeschaut und folgende Eingriffe durchgeführt werden:
- Die Schwarmstimmung muss kontrolliert werden. Es muss auf Schwarmzellen im unteren Brutraum geachtet werden. Im oberen Brutraum kann es vorkommen, dass die Bienen Nachschaffungszellen auf den Brutwaben pflegen. Werden diese übersehen und es kommt eine Königin zum Schlupf, stellt das Volk sofort seine Pflegetätigkeit ein. Mit etwas Geschick findet man die junge Königin im oberen Brutraum – die Pflegetätigkeit des Volkes wird anschließend wieder problemlos aufgenommen.
- Offene und verdeckelte Brutwaben müssen aus dem unteren Brutraum in den oberen Brutraum umgehängt werden. Dies ist zum einen für die Pflege des Zuchtstoffes im oberen Brutraum von Bedeutung. Denn durch die Brutwaben werden Pflegebienen nach oben gezogen bzw. schlüpfen Bienen direkt in der Nähe des Zuchtstoffes. Zum anderen benötigt die Königin im unteren Brutraum Platz. Vor allem in der Aufwärtsentwicklung des Volkes muss man dafür Sorge tragen, dass das Volk nicht durch zu starkes Einengen in seiner Entwicklung gehemmt wird. Platz schafft man, indem man Brutwaben in den oberen Brutraum umhängt und unten Leerwaben bzw. punktuell Mittelwände zuhängt.
Die Brutwaben, die im oberen Brutraum ausgelaufen sind können im Idealfall als Leerwaben wieder nach unten umgehängt werden. Allerdings ist es während der Aufwärtsentwicklung in der Regel so, dass diese Waben unmittelbar mit Nektar vollgetragen werden. Diese Honigwaben werden bei uns in einen an dritter Stelle befindlichen Honigraum umgehängt. Um nach Bedarf im unteren Brutnest erweitern zu können, wird der Honigraum nicht mit Leerwaben vollgehängt sondern stets mit vollen Honigwaben vom oberen Brutraum nach und nach gefüllt. Gegebenenfalls hilft eine Mittelwand am Rand der Honigwaben, um zu verhindern, dass die Bienen wild bauen.
In unserem Betrieb kommen die Zellen sofort nach der Verdeckelung (fünf Tage nach dem Umlarven) in den Brutschrank. Somit erhöhen wir die Kapazität der Pflegevölker. Bei einer Dauerzucht müssen die Völker sofort nach dem Verschulen der Zellen wieder belarvt werden. ES DARF KEINE PFLEGEPAUSE ERFOLGEN! Bei einer Pause kommen die Völker aus dem Pflegerhythmus. Dies kann zum Rückgang bzw. zum Verlust der Pflegebereitschaft des Volkes führen.
Vorteile der Dauerzucht im weiselrichtigen Pflegevolk
- Es muss für die Pflege von Weiselzellen kein Volk entweiselt werden.
- Es ist nicht nötig, andere Völker durch Entnahme von Brutwaben zu schwächen, um mit diesen Brutwaben die Pflegevölker zu bilden oder zu verstärken
- Mit der Dauerzucht im weiselrichtigen Volk ist es ohne weiteres möglich, mit einem Volk die ganze Saison durchzuarbeiten. Ist das Volk einmal in Pflegebereitschaft, kann diese über mehrere Monate auf hohem Niveau gehalten werden. Entscheidend hierbei ist lediglich, dass keine Pause in der Pflege gemacht wird.
- Die gepflegten Zellen in einem weiselrichtigen Volk sind größer und gleichmäßiger als bei der Pflege im weisellosen Volk – sie haben Schwarmzellencharakter. Dies hat zudem zur Folge, dass die Larven zu großen, schönen Königinnen heranwachsen. Die Versorgung der Larven ist bei einer Annahme stets sehr gut! Deutlich sichtbar wird dies nach Schlupf der Königinnen durch die in der Zelle verbleibenden Gelée Royale Reste.
Mögliche Probleme/häufige Fehler
Das Volk pflegt keine Königinnenzellen.
Achten Sie auf den Beginn der Pflege (siehe oben) und darauf, dass Sie dem Volk mindestens zwei Serien Zeit geben, um in den Rhythmus zu kommen. Schließen Sie Fehler beim Umlarven aus. Sollte danach immer noch keine Pflegebereitschaft des Volkes vorliegen, empfehlen wir, das Volk auszutauschen. Es gibt immer wieder einzelne Völker, die nicht für diese Form der Pflege geeignet sind. Wir haben dies durch unsere mehrjährige Erfahrung mit vielen Völker immer mal wieder festgestellt. Diese Völker werden auch im Laufe der Saison nie große Zahlen an Zellen pflegen und sollten gleich zu Beginn ausgetauscht werden.
Sie können sich jedoch freuen: In der Regel sind das die Völker mit den höchsten Honigerträgen!
Das Volk pflegt nur wenige Königinnenzellen. Auch sind die Zellen schlecht versorgt.
Das Volk hat sehr wahrscheinlich für seine Größe zu viel Platz oder ist noch zu schwach für die Pflege. Achten Sie darauf, dass die Bienen enger als gewöhnlich sitzen – dies begünstigt die Pflege der Zellen.
Unterschiede weiselrichtiger Pflegemethoden
Im Unterschied zur weiselrichtigen Pflege im Honigraum ist unsere Pflegemethode einfacher zu handhaben, da wir nicht mit Startern arbeiten müssen, die Völker über die gesamte Saison verwenden können und zudem höhere Annahmeergebnisse als bei der weiselrichtigen Pflege im Honigraum erzielen.
Entscheidend für den Erfolg bei der Pflege ist das zweite Flugloch im zweiten Brutraum! Ohne dieses Flugloch wird die Pflege nicht funktionieren. Man erzielt hiermit quasi den Effekt eines Zwischenablegers.
Noch ein Tipp zum Zusetzen der Königinnen
Wir empfehlen das Zusetzen der Königinnen mit dem Zusetzrahmen. Unter einigen hundert Königinnen, die wir in den letzten Jahren mit dieser Methode zugesetzt haben, haben wir bisher lediglich zwei verloren! Dabei erfolgt der Austausch der alten gegen die neue Königin in einem Arbeitsschritt - was viel Zeit spart. Informationen hierzu finden Sie im Merkblatt:
Wir wünschen viel Freude beim Ausprobieren und vor allem viel Erfolg bei der Aufzucht junger Königinnen!